Gedanken rund um´s Malen

In einem mail schrieb ich einer Person, die mir erzählt hatte, dass sie - mit einem Maler als Lebensgefährten -  auch mal gemalt hatte, von meiner Absicht wieder mit der Ölmalerei zu beginnen. Gerne hätte ich bei positiver Reaktion mal nach ihren Erfahrungen gefragt. Doch ich erhielt als Antwort den Rat, mit Acryl zu malen. Dieses habe den Vorteil schneller zu trocknen. Bei Öl müsse ich eine Technik kennen um fortwährend malen zu können. Wenn man es falsch anfängt, müsse man aufhören und erstmal einen Tag warten, bis es trocken sei.
Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen und schrieb nicht mehr über das Malen (bald danach - aus anderen Gründen - dieser Person überhaupt nicht mehr).
Ich hatte nicht um Rat gefragt, welche Maltechnik ich wählen soll, sondern bereits einen Entschluss gefasst. Wie Ölfarben "funktionieren" hatte ich so ungefähr in Erinnerung, von Acryl jedoch keine Ahnung. Es wurde mir also im Grunde gesagt, dass meine Entscheidung nicht richtig sei und ich mit etwas anfangen soll, das mir völlig neu ist.
Weiters wurde nicht gefragt, wieso ich diese Entscheidung getroffen habe, was und wie ich überhaupt malen möchte. Es wurde einfach angenommen, dass ich "fortwährend" malen möchte und ein Tag Wartezeit nicht akzeptabel wäre.
(Später habe ich mal mit Acryl zu malen probiert, damit kam ich überhaupt nicht zurecht. Bei etwas, das derart schnell trocknet, muss man wirklich gut sein!) 

Fortwährend malen - was für ein schrecklicher Gedanke! Ich werde schon unleidlich, wenn ich bei etwas Zusammenhängendem, das man also nicht stückchenweise malen kann, nach zwei Stunden nicht zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen bin und daher nicht aufhören kann. Im Geschäft, in dem ich Farben, Pinsel, Malkarton u.s.w. kaufte, wurde mir ein Wochenend-Kurs mit einem bekannten Maler angeboten. Ein "Malmarathon" über zwei Tage - nein danke!

Dazu kam noch die Äußerung des Geschäftsinhabers "die Kursteilnehmer wären begeistert darüber, nach dem Kurs ein selbst gemaltes Bild nach Hause mitnehmen zu können". Selbst gemalt - ja, aber das ist auch schon alles. Auf Befragen erfuhr ich, dass der Kurs darin bestand, dass der Maler sozusagen "vormalte", und die Kursteilnehmer bemühten sich unter Anleitung das gleiche zu tun. Ich habe diesen Maler schon mal im Fernsehen malen gesehen und war fasziniert - aber das ist sein Stil und nicht meiner. Dass ich dabei etwas lernen könnte, was ich für meine Vorstellungen brauche, bezweifle ich. Und das fertige Bild nach so einem Kurs könnte ich nie als "meines" an die Wand hängen.

Ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr so perfekt malen zu wollen, wie ich das früher getan hatte. Dazu nahm ich "große" Pinsel, doch was ich damit herstellte, gefiel mir nicht. So begann ich darüber nachzudenken, wo dieser Vorsatz herkam. Waren da nicht verschiedene Leute gewesen, die mir Perfektionismus vorwarfen und damit von mir verlangten anders zu sein als ich war? Das passte doch gar nicht mehr zu meiner damaligen letzten Entwicklung und ist außerdem paradox. Ist es nicht ein Versuch auf andere Weise perfekt zu sein, indem ich den Perfektionismus ablege? Der perfekte Mensch versucht nicht perfekt zu sein .. ..???
Also lieber bewusst perfekt sein wollen und dünne Pinsel nehmen. Damit ging es mir schon viel besser! Allerdings ging es auch recht langsam. Na und .. .. ich brauche ja nicht schnell bzw. viele Bilder, ich will mich in erster Linie damit beschäftigen. Naja, manchmal fühlte ich mich schon seltsam mit meinem langsamen Tempo und musste mir selbst einreden, dass es so o.k. wäre.

Manchmal beneide ich fast Menschen, die mit einem Bild, für das sie nur wenige Stunden brauchten, zufrieden sind. Aber nur fast. Ich habe gesehen wohin das führen kann - Bilder über Bilder, und kein Platz mehr dafür .. .. Auch aus diesem Grund entschied ich mich für kleine Bilder. Und dafür findet sich nicht nur leichter ein Platz an der Wand als für größere, sie erlauben mir außerdem mich nicht darum zu kümmern, wie "man" mit Ölfarben richtig arbeitet, also mir ausgestrecktem Arm vor einer Staffelei stehend. Ich sitze lieber und stütze den Ellbogen am Tisch ab -  und erspare mir meine Schultern noch mehr zu verspannen als sie dies (seit Jahren unbehebbar) ohnehin schon sind. Und was das langsame Trocknen der Ölfarbe betrifft, das kommt mir nur entgegen. Fehler lassen sich so "löschen", ehe die Farbe trocknet, oder der Farbton kann noch verändert werden. Und wenn ich drübermalen will und die Farbe daher trocken sein muss, dann warte ich halt zwei oder mehr Tage. Schließlich kann man ja auch an mehreren Bildern "gleichzeitig" arbeiten.

Ein 1982 gemaltes Bild mit einer dünnen Farbschicht auf einer richtigen Leinwand erinnert mich an frühere Fertigkeiten, und dass ich es langweilig fand, erst mal Farbschichten mit der ungefähren Gestaltung aufzubringen - ich weiß gar nicht mehr, wie ich das gemacht habe.  
Nachdem ich mich damit abgefunden habe, entsprechend dem "Lehrbuch" mehrere Schichtaufträge zu machen, fand ich auch mal Spaß daran die erste Schicht eines Bildes "hinzuklecksen".  Später habe ich mich darüber geärgert, dass einiges nicht wirklich passte und ich bei der Feinarbeit mühsam korrigieren bzw. ein bisschen schummeln musste. 

Mit Acrylfarbe versuchte ich mich wegen der mit dem Malmittel 1 verbundenen "Luftverschmutzung" und meiner Empfindlichkeit. So angenehm es ist mit Wasser zu malen, Eigenschaften der Acrylfarbe in Bezug auf die Umwelt fand ich recht bedenklich. In dem Buch, das ich mir besorgte, steht, dass das in Wasser gelöste Acryl möglichst wenig in die Kanalisation und somit Natur gelangen solle, das gab mir zu denken. Wie viele, die mit Acrylfarben hantieren, lesen das und denken an die Folgen für die Umwelt? Es ist auch ausgesprochen schwierig, ich merkte, dass sich das aus dem Pinsel ausgewaschene Material im Wasser lange nicht setzt, und wer lässt es schon wochenlang stehen, um nur das Wasser darüber wegzuleeren bzw. es verdunsten zu lassen?
Die diversen Mal- und Lösungsmittel bei der Ölmalerei sind natürlich auch nicht gerade umweltfreundlich, die konnte ich jedoch in einem Glas sammeln und der Problemstoff-Sammelstelle zuführen. Modifiziertes Leinöl oder auch einfach solches ohne Zusätze lässt sich in Tücher wischen, die dann in der Müllverbrennung landen. So finde ich es schade, dass dieses nicht bevorzugt angeboten wird. Ich hätte mir schon die letzten beiden Jahre das Entsorgen, die mit den Dämpfen von Lösungsmitteln verbundene gesundheitliche Belastung  und das übermäßig viele Lüften sparen können (bei großer Kälte verzichtete ich deswegen sogar auf das Malen). 

Schließlich tauchte noch die Frage: "Warum male ich gerne, und warum genau auf diese Weise?" auf. Anfangs ging es offensichtlich um Anerkennung durch den Vater, doch später? O.k.: Darstellen von Visionen aus einer Therapie - das war jedenfalls ein vorübergehendes Bedürfnis. Ich stelle eine gewisse Befriedigung fest etwas zu "erschaffen", und sei es nur zweidimensional. Könnte da die Seele dahinterstecken? Es war da auch zeitweise der Wunsch mich an etwas aus früheren Leben zu erinnern und dieses mit Pinsel und Farbe festzuhalten, sodass ich mir dachte, dass ich einfach nur übe für diese Aufgabe. Wurde nichts draus, und eine "sichtige" Person sagte mir, es sei auch nicht gut für mich mich daran zu erinnern. Hm .. .. jedenfalls war es eine schöne Beschäftigung, und ich bin dankbar dafür Zeit damit verbracht haben zu dürfen. 

 

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