Demenz - welche Art auch immer ...

Die Homepage von Prof. Dr. Joachim Bauer ist die einzige Seite, auf der ich Informationen zum Zusammenhang zwischen Psyche bzw. Sozialverhalten und Morbus Alzheimer fand. Demnach ist in zwei Drittel der untersuchten Fälle eine unverarbeitete Traumasituation in der Kindheit und die Bildung eines „falschen Selbst“ zu finden, das würde zu meinem Vater passen. Allerdings werden alle untersuchten Personen vor Ausbruch der Krankheit als warmherzig und nachgiebig beschrieben, sie überließen Entscheidungen und Problemlösungen ihren Partnern - und das ist das krasse Gegenteil zu meinem Vater.
„Use it or lose it“ steht hinter der Krankheit. Gehirnzellen, die man nicht benutzt, sterben ab, soweit verstehe ich es. Aber warum wird das Gehirn dann so sehr geschädigt, dass nicht nur die ursprünglich nicht genutzten Bereiche (für Sozialverhalten, Planung, logische Zusammenhänge, etc. ) absterben sondern letztlich auch jene für das Gedächtnis und für körperliche Funktionen? Schließlich haben viele Menschen unbenutzte Bereiche, z.B.  mathematische oder musikalische Begabungen, und auch nicht jeder, der nachgiebig ist, wird dement. 

Ich glaube nicht, dass sich Demenz alleine auf der Ebene der Gehirnzellen erklären lässt, aber ein Gehirnforscher kann halt nur auf dieser Ebene bleiben. Aura, Seele .. .. wie soll er dies in seine Forschungen einbauen?

Somit ist es ja eigentlich egal, dennoch: Aufgrund der mir bekannten Symptomatik und des Verlaufs tippte ich auf Frontotemporale Demenz mit Parkinsonismus bei meinem Vater. Dafür spricht das schon einige Jahre lang fälschlicherweise als Parkinson, später als „nervös bedingt“ bezeichnete Zittern, das immer stärker wurde und sich bei Aufregung zu fahrigen Bewegungen der Hände entwickelte. Die Unterdrückung jeglicher Gefühle und der damit verbundene fehlende Ausdruck reichen allerdings schon weit in die Zeit meiner Kindheit zurück, dies kann ich also nicht als Hinweis hernehmen. Jedoch sind weitere typische Symptome  Harn- und Stuhlinkontinenz - die Ausscheidungsfunktionen nahm er offenbar nicht mal mehr wahr, als er ins Heim kam. Als er noch gehen konnte, räumte mein Vater in einer Nacht im Spital alle erreichbaren Schränke aus, ein seltsames und vielleicht typisches Verhalten bei dieser Demenzform? 
Noch zu Hause gab es eine Phase des Weinens, Taschentücher reichten nicht aus, stattdessen wurden Windeln eine nach der anderen durchweicht, und dazu versuchte mein Vater sich an alle möglichen Personen zu klammern / schmiegen. Auch mal an mich, als ich auf ihn aufpassen sollte, während meine Mutter einkaufen war - was mich dazu veranlasste, ein nochmaliges Alleinsein mit ihm zu vermeiden. Niemand hatte eine Erklärung dafür, die „Fachleute“ sagten einfach, es sei am besten ihn weinen zu lassen, und mit gutem Zureden wurde er von den Umklammerten weggelotst .. .. nach der Familienaufstellung wurde mir klar, dass er dieses Weinen und Schutz-suchen bzw. -bekommen wohl damals gebraucht hatte, als Kind, als er traumatisiert wurde .. .. aber das ging wohl nicht. Es waren harte Zeiten, alle eingesperrt im Lager, dem Lagerleiter ausgeliefert, jeder versuchte nur zu überleben. Keine Ahnung, ob es dafür eine Hilfe hätte geben können, und nun .. ..  
Es gab einen Umschwung, fast hätte er meine Mutter (lt. ihren Aussagen) umgebracht, irr lachend, und nur weil es im Badezimmer war und sie die Brause erwischte, ihn mit dem Wasserstrahl kurz abschrecken konnte, konnte sie entkommen. Die letzten beiden Jahre verbrachte er seine Tage großteils in einem Sessel angebunden, damit er nicht herausfiel, sprach kaum mehr als Ja und Nein, aber manchmal plapperte er nach was andere sagten, und sang mit Begeisterung bei entsprechenden Veranstaltungen mit, was schließlich auch aufhörte. Obwohl er viel und außerdem jede Menge Süßigkeiten aß, diese sogar - wenn sie in Reichweite waren - seinen Mitbewohnern wegnahm, wenn sie nicht aufpassten, wurde er immer dünner. Auch das soll typisch sein für die Frontotemporale Demenz. 
In seltenen Fällen lässt sich ein Defekt auf Chromosom 17 feststellen, sonst heißt es die Ursache dafür sei unbekannt. Vielleicht wird sich das ändern, wenn man auf Nitrostress überprüft und gewisse andere Chromosomen anschaut, z.B. für SOD-2? In entsprechenden Artikeln finde ich durchaus den Hinweis, dass damit der Grundstein für Morbus Alzheimer (oder ähnliches?) gelegt wird (in einem Artikel las ich auch von Gewichtsverlusten und Abmagern bis zum Skelett, trotz vielem und häufigem Essen von Kohlenhydraten). Noch wichtiger finde ich Traumatherapie .. .. also eine wirkliche, mit Aufstellungen.
Natürlich, wenn sich Demenz bereits merkbar ist, ist es zu spät .. .. und bei meinem Vater wäre es ganz undenkbar gewesen. Es ist leider so, dass bei manchen Menschen das Trauma zu schlimm war, die Kräfte für eine Heilung nicht reichen, und lange, lange Zeit gab es auch gar nichts, was man hätte tun können, um es zu heilen. Auch heute (2015) noch sind es nur wenige Psychotherapeuten, die Traumaaufstellungen machen, und solange man zurecht kommt, warum sollte man sich das antun .. .. und es ist ja noch lange nichts bewiesen.
Gleichzeitig wird den Menschen geraten, sich frühzeitig untersuchen zu lassen, um Alzheimer o.ä. zu entdecken, bevor es offensichtlich und nicht mehr zu beheben ist, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Aber wie denn, wenn eine mögliche Ursache auch bei den meisten Ärzten völlig unbekannt ist?! Nur Medikamente schlucken, die möglicherweise den Verlauf verzögern .. .. ?
Interessant ist jedenfalls die Aussage der Darstellerin, die bei der Familienaufstellung die Energie meines Vaters übertragen bekommen hatte. Sie spüre die Demenz, sagte sie, und dazu noch etwas von „nicht mehr unter dem Deckel halten können“.

„Man kann sich nicht aussuchen, wie man alt wird“ hatte mein Vater noch wenige Jahre zuvor getönt, als ich sagte, ich wolle nicht wie meine Großmutter (noch nicht im Pflegeheim, aber schon recht pflegebedürftig) enden. Ich war erschrocken und empört - durfte ich mir das nicht mal wünschen?! Heute glaube ich, es waren nicht nur die Worte .. ..  
Er vermied jedenfalls alles, das vielleicht doch helfen hätte können. Als ich davon erzählte, was Quecksilber aus Amalgam bei mir angerichtet hatte, löste das bei meinen Eltern nichts aus, obwohl ich auch die Ergebnisse einer Untersuchung vorweisen konnte, nach der ich von beiden Elternteilen Chromosomen ohne ein bestimmtes Gen zur Schwermetallausscheidung geerbt habe. Wie viele andere meinten sie, ihnen würde das Amalgam nicht schaden. Wie konnten sie da so sicher sein? Auch noch als der Tremor bei meinem Vater so schlimm wurde, dass er kaum noch arbeiten konnte .. ..
Und dann das Desinteresse am eigenen Befinden und an allem, was so im Körper vorgeht, der Gang zum Arzt nur, wenn es nicht mehr anders ging. Und wenn, dann natürlich nur zu den gewohnten Ärzten, die von der Krankenkasse bezahlt werden. Einen Spezialisten oder gar alternativen Arzt aufsuchen wegen des immer stärker werdenden Tremors - Fehlanzeige! Nicht mal den Hausarzt - aber irgendwann hatte der doch mal Gelegenheit ein Medikament gegen Parkison zu verschreiben - und lag damit falsch! Es wirkte nicht, die um Rat gebetene Neurologin befand, es liege kein Parkinson vor, das Medikament sei allmählich abzusetzen. Was es aber war, das interessierte sie nicht, und meinen Vater auch nicht. Vielleicht war das Vermeiden von unnötigem Suchen und Probieren von Medikamenten auch richtig für ihn - jedenfalls glaube ich, ein Teil von ihm hat schon lange aufgegeben.

Lange gelang es ihm den geistigen Verfall zu verschleiern. Die Ehefrau ließ sich leicht einschüchtern, und den Kontakt mit anderen vermied er. Sein Tremor war ihm dabei behilflich zu begründen, warum er nicht mehr essen gehen wollte, nicht mehr auf seiner Heimorgel spielte, u.s.w. Als er eines Tages von einem Arzt nicht mehr nach Hause fand, war es aber offensichtlich, wie es um ihn stand.
Nach der „guten Erfahrung“ mit der Neurologin (also ihrem Desinteresse, weswegen er nicht zu weiteren Untersuchungen und Arztbesuchen gedrängt worden war) wurde diese Frau wieder aufgesucht. Aufgrund des veranlassten CTs des Gehirns informierte die Ärztin meine Eltern, dass mein Vater Alzheimer habe und dass die verschriebenen Medikamente den weiteren Verlauf verzögern würden (so schnell wie sich der aber entwickelte, war dies sehr unwahrscheinlich). Als ich Anfang September 2008 mit ihr telefonierte, erklärte sie auch mir, dass man auf dem CT sehe, dass Gehirnzellen abgestorben seien, worauf sich der freigewordene Raum mit Wasser gefüllt habe. A
uf meine Frage, ob sie dies aus dem CT herausgelesen hätte, denn im Befund stünde nichts derartiges, kam ein  lesen Sie mir bitte den Befund vor,  das ganz und gar nicht nach einer Bitte klang sondern nach beweis mir das mal. Und auf meine Frage, was denn gegen einen erhöhten Druck im Gehirn sprechen würde (auf FDTP war ich damals noch nicht gekommen), schoss sie mit wo soll denn der herkommen? zurück. Immerhin 10 % der Demenz-Fälle soll auf Normaldruck-Hydrocephalus zurückzuführen sein, aber diese Fachärztin der Neurologie behandelt mich, als hätte ich was vom berüchtigten gelben U-Boot auf der Autobahn erzählt! Dann kam noch, dass mein Vater alle 6 Monate zu ihr kommen müsse um das Medikament weiter bekommen zu können - nein, nicht etwa um festzustellen, ob er gut darauf anspricht, ob es überhaupt hilft, denn alles, was es bewirken kann, ist eine Verzögerung des weiteren Verfalls (sehr praktisch, denn wie kann man feststellen, ob etwas verzögert, wenn man nicht weiß, wie schnell es sich ohne Medikation entwickeln würde). Mitten im nächsten Satz brach die Telefonverbindung ab - ob sie da rein zufällig auf einen Knopf gedrückt hat? Ich hatte genug von ihr gehört und ging dem nicht weiter nach.
In weiteren Befunden meines Vaters fand ich 
bereits bekannter SDAT, es kommt mir vor wie Stille Post, niemand hat die Diagnose hinterfragt. Immerhin wurde sie durch den Hinweis ergänzt, dass eine Angststörung vorliege (bei meinem Vater, der doch angeblich nie Angst hatte - aber heute meine ich, dass da jemand einen wirklich gravierenden Punkt entdeckt hat, natürlich viel zu spät), eine Psychotherapie wurde angeraten - steht allerdings nur im Befund, unternommen hat niemand was (nach meinen Erfahrungen mit Psychotherapien glaube ich nicht, dass ihm irgendjemand hätte helfen können). Wurde etwa erwartet, dass die ohnehin überforderte Ehefrau (ebenfalls bereits über 70 Jahre alt und durch lebenslange geistige Unterdrückung sowie ebenfalls schlimmer Traumatisierung etwas weltfremd) das liest und in die Wege leitet?
Ab Ende September 2008 (also 8 Monate nach dem Nicht-Heimfinden) spielte das alles keine Rolle mehr, es kam zu Aggressivität, Spitals- und letztlich Heimaufenthalt mit Rundumversorgung. Wie lange er noch Alzheimer-Medikamente bekommen hat, weiß ich nicht, vielleicht hat man irgendwann damit aufgehört, als klar war, dass sie nichts bewirken? Eine Korrektur der Diagnose wurde meines Wissens nie vorgenommen, wozu auch, war ja egal. Als Todesursache wurde Lungenembolie angegeben, vielleicht war das auch wirklich noch dazu gekommen, als er schon fast „verhungert“ war .. .. 
Heute denke ich mir, sein Verhalten war für ihn letztlich doch „richtig“. Abgesehen davon, dass die möglicherweise richtigen Maßnahmen zum Bremsen seines Verfalls unbekannt waren, was hätten sie ihm gebracht? 2 Jahre Dahinsiechen im Pflegeheim waren lang genug!

Und ich .. .. ja, ich möchte weder wie meine Großmutter, noch wie mein Vater, noch wie meine Mutter enden, nach wie vor. Es geht mir aber nicht nur um das Ende, sondern vor allem um das Jetzt. 

Stand Oktober 2015    

 

 

 

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