logisch? Mein Vater war stolz auf seinen logischen Verstand, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war unlogisches Verhalten anderer anzuprangern, und natürlich beging er selbst nie derartige Fehler. Bei Nachforschungen in meinen Erinnerungen finde ich in erster Linie die permanente Selbstbeweihräucherung, scheinbar logische Erklärungen, mit denen mir der Wind aus den Segeln genommen wurde, wenn ich mir etwas wünschte, und höchst fragwürdige "logische" Lebensphilosophien.
Man müsse immer das Schlechte
erwarten, dann könne man nur positiv überrascht werden - na so was! Nun ja, wenn man davon ausgeht, dass diese Einstellung
keine Auswirkung auf den Ausgang diverser Vorhaben und auf die eigene
Befindlichkeit hat, in einer Vorstellungswelt, in der es keinerlei mentale Kräfte
gibt, die Auswirkungen erzeugen, ist eine solche Einstellung
akzeptabel, denn wer will nicht positiv überrascht werden? Weiters: Man dürfe sich nur
selten etwas leisten, was einen freut, denn sonst würde die Fähigkeit dazu verloren
gehen. Z.B. gab es Torte und andere Süßigkeiten nur zu besonderen Anlässen -
Geburtstagen, Weihnachten, Ostern. Würden wir jeden Tag Kuchen haben, würde das alltäglich werden, und dann könnten wir uns nicht mehr auf
diese Anlässe freuen. Aber ehrlich - ist es wirklich so wichtig, sich wochen-
oder monatelang auf ein
Stück Torte freuen zu können? Ist es nicht vielmehr so, dass die Tatsache,
dass wir uns dies nicht öfters leisten konnten, dahingehend verdreht wurde, dass es als
Optimalfall erschien? Fast konnten wir die Menschen bedauern, die jeden Tag
Kuchen oder Schokolade konsumierten, denn worauf konnten die sich noch freuen? Wo bitte war seine Logik, als er Kinder
in eine Welt setzte, die kaum Erfreuliches bot und voll von Gefahren war, vor denen er sie warnen und
bewahren musste? Das noch dazu mit einer Frau, die von
Entbehrungen und Krankheiten geschwächt war, und mit dem Wissen, dass auch er
nicht kräftig war. Was war daran logisch, als
ich noch ein Jahr im Kindergarten bleiben musste, nachdem ich den
Schuleignungstest bestanden hatte, als beste der Getesteten?! Was daran, als ich
- etwa 9 Jahre alt - im Spital in der Quarantänestation vor Langeweile fast
durchdrehte und ein interessantes Buch erst danach bekam - als Belohnung? Ist
es wirklich logisch, dass ein Kind, das später mal einen gut bezahlten Beruf
erlernen soll, schon in der Volksschule ein "sehr gut" bei jeder
Prüfung anstreben muss? Und dachte er tatsächlich, dass Nieren nur deswegen
vorhanden sind, damit man das, was man blöderweise zu viel getrunken hat, auch
ausscheiden kann? Denn wie sonst kann die "Logik" entstanden sein,
dass Trinken weitgehend unnötig sei?! Mittlerweile kann ich es nachvollziehen, wie man sich ohne Gefühle "fühlt". Ich denke in gewissen Situationen, dass da ein Gefühl von Freude oder Liebe "angebracht" wäre, aber ich fühle nichts bzw. nur Trauer darüber, dass diese Gefühle nicht kommen wollen (ganz entgegen der Aussage, dass sich alle Gefühle entwickeln würden, wenn man keine unterdrückt und alle annimmt). Ich habe immerhin das Wissen über die wahrscheinliche Ursache (Mangel an Serotonin aufgrund von Nitrostress, Mangel an Dopamin und Oxytozin aufgrund der Kindheitsproblematik), während mein Vater sich eine Art Krücke bauen musste, um sich selbst nicht als geschädigt (=minderwertig?) erkennen zu müssen. Wie es gelingt sich Gefühle auf oben beschriebene Art einzureden, ist mir allerdings völlig schleierhaft - ist wohl ein ganz besonderes Kunststück! |
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