Psychosomatik 

Über Psychosomatik wusste ich lange Zeit nichts. Seltsamerweise wurden ein paar vereinzelte Zusammenhänge (bei anderen) von meinen Eltern akzeptiert, z.B. wie sich Aufregung körperlich auswirken kann, ohne dass der Hintergrund betrachtet wurde. Psyche kam in ihrem Gedankengebäude offenbar nicht vor. So wundert mich auch die Einstellung meiner Mutter nicht, die mal über diverse Schmerzen klagte und zu einem sagte, der sei lt. Arzt „nur psychosomatisch“ und daher nicht so schlimm. Ob sie es mit „eingebildet“ gleichsetzte?
Wie es mein Vater schaffte, selten krank zu werden, ist mir immer noch ein Rätsel, denn als Kind soll er eher schwächlich gewesen sein. Wie konnte er sein eigenes Ideal des Starken, der immer fleißig arbeitet oder sonst was „Sinnvolles“ tut, derart verwirklichen? Und am Ende seines Lebens .. .. hatte seine Demenz psychische oder genetische Ursachen oder lag es an  Quecksilber im Amalgam? Oder war es (auch) eine Flucht ins Vergessen?

Ich habe später so viel über Psychosomatik gehört, dass ich nicht anders konnte als daran zu glauben. Das führte auch zum Kauf eines Buches, in dem Ursache und Auswirkung strikt einander zugeordnet wurde. Bald entstand Frust und Ärger, als ich mit Hilfe dieses Buches eine ernsthafte Entwicklung anstrebte. So ging es nicht! Selbst wenn die „Diagnose“ stimmen sollte und das Symptom der Ausdruck eines bestimmten psychischen Konflikts ist, ist es für mich problematisch, wenn die Erklärung „von außen“ kommt und auch gleich bestimmt wird, in welche Richtung man sich zu entwickeln hat. So kann man nicht seine Gefühle fühlen und sein wahres Selbst entdecken, es ist wieder nur eine Art „Erziehung“ dahingehend, wie man sein soll (oder möchte). 

Als herzlich wenig hilfreich empfinde ich es auch, wenn ein Psychologe oder Therapeut von Krankheitsgewinn spricht. Dieses Wort suggeriert geradezu, dass man unehrenhaft handelt, indem man krank wird. Vermutlich kam mir dieser sogenannte Krankheitsgewinn schon im Psychologieunterricht in der Oberstufe in die Quere, jedenfalls kam es ungefähr in dieser Zeit zu der Vorstellung, dass ich deswegen so kränklich sei, weil ich in meiner Kindheit und Jugend im Krankheitsfall mit Entlastung „belohnt“ wurde. Durch das Menschheitsideal meines Vaters vorbelastet, das ehrenhaftes Fleißig-sein und Überwindung von Schwäche vorsieht, entwickelte ich nun auch noch die Vorstellung, dass ich meinen Körper dahingehend „erziehen“ könnte, dass er nicht mehr mit Krankheit „agiert“, indem ich ihm diese „Belohnung“ vorenthalte. Besser geworden ist dadurch natürlich nichts .. .. 

Bei meinen damaligen Überlegungen hatte ich jene Zeit im Sinn, an die ich mich erinnern konnte. Also die Schulzeit, in der der Leistungsdruck im Falle von Krankheit ausgesetzt war, und ich im Bett vor mich hinträumen konnte, zumindest so lange, bis mein Vater es an der Zeit fand, dass ich aufstehe.  Ich war immer dazu angehalten worden, nach einer schwereren Erkrankung frühzeitig aufzustehen, um den Kreislauf zu „trainieren“. (Möglicherweise wurde so das vollständige Ausheilen so mancher Krankheit verhindert.) Der Gedanke, dass man sich so erholen könnte, dass man von selbst Lust hätte wieder aufzustehen, der war so absurd, dass er mir niemals in den Sinn kam. Immerhin durfte ich meist erst mal lesen und musste nicht gleich ans Lernen gehen. Außerdem war ich einigermaßen entschuldigt, wenn ich durch eine Krankheit bei einer Prüfung schlechter abschnitt. 
Waren tatsächlich die Unannehmlichkeiten der Krankheiten ein akzeptabler Preis dafür?  Hin und wieder ja, doch insgesamt kann ich mir das nicht so recht vorstellen, war es doch oft genug äußerst unangenehm, krank zu sein, dazu kam das Gefühl der Minderwertigkeit, und Übelkeit z.B. musste ich oft versuchen zu verbergen, weil ich sonst auch noch zum Trinken von Magenbitter gezwungen wurde.

Als abschreckendes Beispiel wurde mir in späteren Jugendjahren auch noch meine Großmutter mütterlicherseits vorgehalten, die nach ihrer Pensionierung aufhörte sich anzustrengen und nur mehr vor dem Fernsehapparat sitzen mochte, und die körperlich dementsprechend verfiel. (Was sie nicht daran hinderte, schließlich über 90 Jahre alt zu werden.) Verständnis dafür, dass man irgendwann einfach genug hat oder nicht mehr kann, gab es nicht. 
Andererseits: Viel Bewegung wurde mir während der Schulzeit nicht gegönnt. Der Weg zur und von der Schule, der Sonntagsspaziergang und etwas Gymnastik zwischendurch musste reichen. Lernen hatte Vorrang!

Der Versuch in einer Therapie, dem „Krankheitsgewinn“ den negativen Beigeschmack zu nehmen und herauszubekommen, wie er auch ohne Krankheit zu erreichen ist, war zwar gut gemeint, aber es zeigte sich, dass diese Vorgehensweise nur selten zu Erfolgserlebnissen und umfassend schon gar nicht zu Gesundung führte. Es hat nichts gebracht, dass ich mir nach Anleitung des Therapeuten  fest versprochen habe, all das nicht zu tun, was ich bisher geglaubt hatte im Falle von Gesundheit tun zu müssen. Und nicht nur, dass es öfters zu Interpretationen kam, die nur den Vorstellungen des Therapeuten entsprachen, machte er schließlich eine Kehrtwende und warf mir glatt vor, ich würde mich mittels Psychosomatik davor drücken, seine Vorschläge anzunehmen und eine Entscheidung (in seinem Sinn!) zu treffen. Plötzlich wurde körperliches Leiden nun auf einmal zum „Bösen“ erklärt  und ich aufgefordert, das zu ignorieren und so zu handeln als würden es nicht bestehen! Auf einmal waren die Symptome angeblich durch eine spezielle Art Angst verursacht und würden sich auflösen, sobald ich diese Angst überwunden hätte! Eigentlich nicht viel anders als meine ersten Selbsterziehungsversuche.

In der späteren Therapie bei A. durfte ich Krankheit anders betrachten. Wir versuchten nicht, jedem Symptom eine Bedeutung zu geben, krampfhaft nach Lösungen zu suchen, das absolute Verschwinden anzupeilen und den Wert der Therapie daran zu messen. Einen Weg um etwas zu erkennen oder zu verbessern, fand ich leider auch dadurch nicht. 

Immer wieder stieß ich an die selbe Frage und schaffte es nicht eine Antwort zu finden. Sollte ich weiter im psychischen/seelischen Bereich suchen oder auf der Körperebene? So viele Symptome können verschiedene Gründe haben, man bekommt unterschiedliche Antworten je nachdem wen man fragt, und über die Folgen meines genetischen Defekts und hochfrequenter elektromagnetischer Wellen wusste überhaupt niemand etwas. 
Und kann man bei einem Kleinkind von Psychosomatik sprechen, wenn es aufgrund Mangel an Zuwendung / Körperkontakt krank wird? 

Es mag ein großer Fortschritt sein, dass Psychosomatik von Ärzten und in der Gesellschaft anerkannt werden, dass Menschen ihr Verhalten ändern, entlastet werden und dadurch Besserung erfahren können, wenn es sich tatsächlich um Psychosomatik handelt. Die Kehrseite ist, dass nun viel zu schnell auf psychische Erkrankung getippt wird, wenn man medizinisch nichts findet, und so mancher in der Psychotherapie landet, bei dem man bloß nicht die richtige Untersuchung durchgeführt hat, die einen tatsächlichen körperlichen Grund nachweisen hätte können. Eine angebliche psychosomatische Erkrankung kann sich auch als Folge von Mobilfunk oder einer genetischen Mutation herausstellen .. ..  

Es gefiel mir gut, wie Psyche und Körper in der Theorie der Heilkunst Jin Shin Jyutsu betrachtet werden.  Die Energieströme in unserem Körper können sowohl durch psychische als auch durch körperliche Verletzungen in ihrem Fluss gehindert werden, und diese Blockaden können sich wiederum sowohl psychisch als auch körperlich auswirken. Das lässt Spielraum, die Zusammenhänge sind zwar da, aber es werden keine Bedeutungen fixiert. Und keiner fordert, dass ich mich in eine bestimmte Richtung ändern muss, damit ein Symptom verschwindet. Die Energieströme werden behandelt, und dann ändert sich das Entsprechende - naja, im Optimalfall. In den Kursen lernten wir, dass JSJ bei manchen Menschen gut wirkt und bei anderen nicht so sehr. Den Grund wusste anscheinend niemand - es hieß dann, es wäre Bestimmung.
Ich sehe aber inzwischen eine mögliche Erklärung, wobei mir nicht klar ist, auf welche Auraschichten Jin Shin Jyutsu wirkt. Barbara Ann Brennan beschreibt sieben Schichten, die sie erkennen kann, und es mag noch einige mehr geben. Schon weit vorne in ihrem Buch schreibt sie
Mit erhöhter Sinneswahrnehmung hat man den Mechanismus psychosomatischer Krankheiten klar vor Augen. Krankheiten würden ihren Ausgang in den Energiefeldern nehmen und allmählich zu körperlicher Auswirkung führen. Ist dies eine Schicht, die durch JSJ zu beeinflussen ist - o.k., dann ist die Krankheit auf diese Weise  behebbar. Ob dauerhaft, kommt wohl darauf an, wo die Störung des Energiefelds seine Ursache hat. 

Innere Anteile kommen bei B.A.Brennan leider nicht vor, doch da diese sich in den Energiefeldern befinden, sind sie eventuell die Ursache der Veränderungen im Energiefeld, die dann auf den Körper wirken. Oft ist ein Zusammenhang zwischen einem traumatisierten Teil und einer Krankheit offensichtlich. Lange dachte ich, ich müsse nur die entsprechenden inneren Kinder irgendwie wahrnehmen, doch zu meiner Überraschung stand ich bei einer Aufstellung einem mir unverständlichen Teil gegenüber, der verlangte, dass ich ihn fühlen solle. Weil ich dies nicht tue, sei er wütend und schicke mir daher diverse körperliche Beschwerden. Der macht also die Psychosomatik .. .. 
Ich erkläre es mir so, dass dieser Teil die Gefühle übernimmt, die traumatisierten inneren Kinder behalten vielleicht einen Teil davon, sind aber oft
„eingefroren und wollen nichts fühlen. Ja, und dann will dieser Teil wohl, dass Mensch diese Gefühle wieder fühlt, wenn er aus der entsprechenden Situation heraußen ist und sie verarbeiten könnte. In unserer Gesellschaft geschieht das aber üblicherweise nicht. Das Trauma ist vielleicht auch zu umfangreich, dauerte zu lange (große Teile der Kindheit), es fehlen Erinnerungen, und letztlich gibt es keine Hilfestellung - Mensch hat zu funktionieren. 
Mag sein, dass der Psychosomatik bewirkende Teil manchmal ein Einsehen hat und einem Pausen gönnt, auch mal für eine Weile mit einer Erleichterung einer Situation zufrieden ist, so lassen sich Besserungen bei Verhaltensänderung erklären. Aber insgesamt .. .. ob wohl viele unserer Beschwerden, die wir als normal empfinden, weil sie ja jeder im Laufe der Zeit entwickelt, von diesem Teil verursacht werden?

Stand März 2017

 

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