die Sache mit dem Maulwurf 

Nachdem ich mit ein paar einfachen Kinderbüchern lesen gelernt hatte, las ich auch sehr viel in "Brehms Tierleben" aus dem Jahr 1927. Die Bücher sind in einer Schrift gedruckt, die ich heute nur mit Mühe entziffern kann, aber damals schien das  kein Problem für mich gewesen zu sein. Auf diese Weise übte ich nicht nur lesen, ich wusste auch viel über Tiere. Das war nicht immer ein Vorteil. Bei "Wissensspielen", wo man eine Stadt, eine Pflanze, ein Tier .... mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben nennen soll, wurde ich von anderen Kindern oft verdächtigt, Tiere zu erfinden.

Eines Tages sagte ein Mitschüler im Unterricht, dass Maulwürfe keine Augen haben. Ich zeigte sofort auf, widersprach. Ich wusste doch sehr wohl, dass Maulwürfe Augen haben, auch wenn sie sehr klein sind. Die Lehrerin war jedoch auch der Ansicht, dass Maulwürfe keine Augen haben. Ich kann mich an die genaue Situation nicht mehr erinnern, nur an die Schmach, nun als Dummian dazustehen, obwohl ich es doch genau wusste. Diese Situation schrie geradezu nach einer Aufklärung. Ich hätte gerne das Buch in die Schule mitgenommen und es der Lehrerin auf den Tisch geknallt.

Meine Eltern erlaubten es nicht. Ja, sie stimmten mir zu, dass ich recht hatte, wir waren ja auch die besseren, die gescheiteren und überhaupt, aber bitte nur heimlich. Nur keinen Wind machen, nur nicht auffallen. Wer weiß, vielleicht wäre die Lehrerin ja rachsüchtig und würde mir nun Schwierigkeiten machen. Dass ich in der Klasse "mein Gesicht verloren" hatte, interessierte nicht, obwohl sie sonst so viel Wert darauf legten, dass ich als Gescheite dastand. Hätte ich halt nicht meinen Mund aufgemacht!

 

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