Uri Geller und die
Wunderheiler
Uri Geller sei ein Scharlatan,
erklärte mein Vater. Ich erinnere mich gut an seine Aussagen, sie müssen mir sehr
intensiv erschienen sein, von unterschwelligem Zorn oder Hass durchtränkt.
Vielleicht waren sie für andere belanglos, für mich jedoch einprägsam .. ..
warum wohl. Weil ich es im Grunde meines Herzens besser wusste, abe rnicht
wissen durfte?
Ich habe keine der
1974 ausgestrahlten Uri Geller-Shows gesehen, und
ich gehe davon aus, dass auch mein Vater nur von anderen Leuten davon gehört
hat. Das hinderte ihn nicht daran, besser als jene zu wissen, was da abläuft.
Fast jeder hätte in seinem Besteck das eine oder andere verbogene Teil, ohne
dass es ihm auffalle, ging die Erklärung weiter. Wenn jetzt einer im Fernsehen
großartig auftritt und den Leuten erklärt, er könne - bzw. sie könnten es
mit seiner Hilfe selbst - ihr Besteck daheim
verbiegen, würden sie sich dieses näher ansehen und die verbogenen
Stücke entdecken. Und was die Uhren anging, so sei es doch nichts
Besonderes, dass die wieder zu ticken anfangen, wenn man sie in der Hand hält
und mal schüttelt. Die Wärme und die Bewegung würden Verklebungen lockern,
und dann gehen sie halt ein paar Minuten lang wieder.
2004 gab es eine neue Uri Geller-Show in einem deutschen Sender. Mein Mann hatte
kurz zuvor eine Satelliten-Schüssel montiert, und ich konnte mir endlich
ansehen, was mein Vater als Scharlatanerie verdammt hatte. Also, was ich an
verbogenen Löffeln da sah, so was übersieht man nicht in seiner Besteckschublade!
Was mich sehr ansprach, war, dass Uri Geller keine "Zaubershow" abzog,
sondern die Leute animierte, selbst Löffel
oder Gabel in die Hand zu nehmen und ihnen sagte, sie könnten sie ohne
Kraftanstrengung, nur mit mentaler Kraft verbiegen. Und der eine oder andere
konnte das eben.
Die Uhren wurden auch nicht in der Hand gehalten und geschüttelt, aber das ist
etwas komplizierter. Man kann es glauben oder auch nicht, wenn jemand im
Fernsehen behauptet, dass die Uhr wieder geht. Man kann es auch glauben oder
nicht, dass die Löffel, die die Leute herzeigten, von ihnen verbogen waren, und
man kann auch einen Trick dahinter vermuten, wenn man sieht, wie sich ein
Autoschlüssel zwischen den Fingern ganz leicht umbiegen lässt.
Wirklich wissen kann man es nur, wenn man selbst den Löffel in seiner Hand
verbiegen kann. Wenn nicht, kann man die Entscheidung treffen, es zu glauben,
dass andere es können, oder eben nicht zu glauben. Es nicht zu glauben, ist
für mich noch kein ausreichender Grund für fanatisches Verdammen, da muss mehr
dahinter stecken.
Wie auch bei Schamanen, Medizinmännern und
Wunderheilern, die waren generell ein Reizthema. Besonders erinnere ich mich an die
Aussagen meines Vater zu Wunderheilern, die "Operationen"
durchführten, bei denen Blut floss und Gewebeteile hervorgezerrt
wurden. Da bekannt war, dass die "Operierten" nachher keine Wunden
aufwiesen, musste es Betrug sein. Wer glaubte, dass ihm eine solche
"Operation" helfen würde, war ganz schrecklich dumm, auch wenn er
sich nachher viel besser fühlte, denn das glaubte er ja bloß. Wenn er später
wieder krank war oder gar starb, war das nicht ein überzeugender Beweis dafür,
wie dumm es war sich auf diese Sache eingelassen zu haben?
Aber ist nicht die Tatsache, dass sich jemand nach so einer Behandlung besser
bzw. geheilt fühlt, schon ein Beweis für die Wirksamkeit von
"Einbildung"? Was ist so schlimm daran, sich gut zu fühlen? Nur wegen
dem "bösen Erwachen" (das ja keineswegs bei allen eintritt und auch
bei westlicher medizinischer Behandlung nicht ausgeschlossen ist) soll man sich lieber schlecht
fühlen und dahinsiechen? Was ich heute leicht logisch durchschauen kann,
überforderte mich im Kindesalter natürlich, mal abgesehen davon, dass die
"Erziehung" ja nicht nur aus solchen Belehrungen bestand. Und es
fehlte mir auch das heutige Wissen über Placebos und viele bekannte Fälle von
Heilung und Nicht-Heilung bzw. Aufhebung der Heilung, nachdem die Leute
plötzlich nicht mehr daran glaubten. Sind in den Augen meines Vaters auch jene Menschen dumm, die
unwissentlich ein Placebo schlucken und davon gesund werden? Und was ist mit
jenen, die ein üblicherweise wirksames Mittel schlucken, und bei denen es einfach nicht wirkt,
weil sie nicht dran glauben?
2006 las ich "Unterwegs in die nächste Dimension - Meine Reise zu
Heilern und Schamanen" von Clemens Kuby. Er schreibt auch über solche
"betrügerischen" Heiler und fragt eine Patientin
eines solchen Heilers, ob sie wisse, dass es Hühnerblut sei, das da floss, und sie sagte
darauf nur "na und"? Das ist es! Die Menschen dort fragen einfach
nicht danach, wie und warum es funktioniert. Sie glauben daran, dass es hilft,
und das tut es auch.
2013 wurde ich in einer Traumatherapie gefragt,
was ich mir zu können wünsche, und spontan kam als erster Wunsch "Löffel
verbiegen" heraus. Offenbar lauerte da eine Erinnerung nur knapp unter der
Oberfläche. Leider nicht die Erinnerung daran, wie es geht.
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