der Tag im Wurstelprater 

Diesmal hatte ich ausnahmsweise nicht eine vernünftige, gescheite "Erwachsene im Miniformat" zu sein, sondern ein Kind, das sich mit den diversen Attraktionen vergnügt. Als ob man sich je nach Situation umschalten könnte.

Zwar suchte ich mir zunächst aufgeregt ein Gefährt auf dem Ringelspiel aus, aber als ich mich damit dann im Kreis drehte, wurde mir bald langweilig. Was sollte daran denn interessant sein?

Die Begeisterung für das kleine Oldtimer-Auto, mit dem ich durch eine Landschaft fahren durfte, hielt ein wenig länger. Ich war so stolz, selbst lenken zu dürfen, aber mitten auf der Strecke merkte ich, dass das Auto in einer Führung lief und es völlig egal war, was ich mit dem Lenkrad tat. Ich fühlte mich betrogen!

Absolut schreckenerregend waren die Schaukeln in Form kleiner Schiffchen, mit denen man ganz hoch schaukeln und sogar "durchdrehen" kann. Ich weigerte mich einzusteigen. Mein Vater, der bereits bezahlt hatte, redete lange auf mich ein, und erst als er versprach, nur ganz sanft zu schaukeln, setzte ich mich hinein. So machte das natürlich keinen Sinn, aber er hielt sein Versprechen.

Das einzige an diesem Tag, das mir wirklich gefiel, war der Ritt auf einem echten Pferd. Leider nur ein paar kleine Runden, dann war es schon wieder vorbei. Ich wollte nicht runter, aber es gab einfach keine zweite Tour. Wo kommen wir denn da hin, wenn ich nur auf einem Pferd sitzen will, dafür waren wir doch nicht da! Es gab doch noch genug andere Attraktionen, die auszuprobieren waren. Ich erinnere mich vage an eine Märchenbahn, eine Fahrt mit der Lilliputbahn, und natürlich gab es das Autodrom (zumindest als ich älter war - ob es bei diesem Besuch auch schon "mitspielte", weiß ich nicht mehr). Zum Glück waren Geister- und Hochschaubahn meinen Eltern selbst suspekt.

Jedenfalls verließen wir den Wurstelprater in gedrückter Stimmung. Es war nicht so wie es hätte sein "sollen". Meine Eltern hatten Freude daran haben wollen, dass ich Freude habe an dem, woran ich Freude haben sollte, aber diesmal habe ich ihre Vorstellungen nicht erfüllt.
Ich habe mich schließlich ähnlich entwickelt, sehe lieber anderen zu statt selbst Freude an Rummelplatz-Aktivitäten zu haben.

Im übrigen fürchtete ich mich nicht nur vor Schaukeln, sondern auch vor Rutschen. Wenn sie klein und übersichtlich waren, ließ ich mich zum Rutschen überreden, Freude hatte ich jedoch keine dabei. Bei langen Rutschen war meine Angst davor größer als die Angst vor meinem Vater, und es ist ihm nicht gelungen mich dazu zu bewegen, mich auf so was zu trauen. Das machte zwar die Stimmung von so manchem Ausflug unerträglich, aber da war nichts zu machen. Woher diese extreme Angst kam, erinnere ich mich nicht. Laut Angaben meiner Eltern ist mal ein dünnes Goldkettchen "beim Rutschen" hängengeblieben und gerissen, vielleicht hat sich daran eine Erinnerung eingeprägt, vielleicht ist es auch nur grundsätzliche Angst, die einfach überall war. Vorsicht, aufpassen, da könnte was passieren, das begleitete mich ja dauernd.

 

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