Hypno-Therapie - 5

Eva Jaeggi schreibt in ihrem Buch "Und wer therapiert die Therapeuten?" von Machtmissbrauch durch den Therapeuten. Zitat: "Die Möglichkeiten dieses ganz speziellen und noch viel weniger durchschaubaren Missbrauchs sind unendlich vielfältig." und "Die ungemein große Macht des Therapeuten rührt bekanntlich aus der schnell eintretenden Infantilisierung des Patienten auf ein mehr oder weniger vertrauensvolles Kind hin, das die Definitionsmacht für wichtige Dinge den Eltern überlassen muss. In der therapeutischen Situation wird sehr viel Kompetenz an den Therapeuten abgegeben ....."
Es beruhigt mich, dass es auch anderen so geht. Sachlich und kritisch war ich bei meinen Tagebucheintragungen, und gleichzeitig glaubend, dass richtig ist, was er tat. Er machte ja auch immer wieder entsprechende Hinweise, dass dies oder jenes wichtig und zielführend sei. Teilte mir manchmal "Berufsgeheimnisse" mit, wie etwas funktioniere. Lobte mich manchmal, sagte, dass ich "gut unterwegs" sei, hob Erfolge hervor (die manchmal gar keine waren), meckerte über andere Klienten, die nicht so willig waren wie ich. Toll manipuliert!

X hatte sich Rat bei seinem Supervisor geholt. Der war zu dem Schluss gekommen, dass ich ein Bedürfnis nach Zärtlichkeit habe, es aber aus Angst abwehre. Mir kamen bei der Erklärung die Tränen. Bedeutete das nun, dass es stimmte? Die Ursache meiner Störung sei in einem bestimmten Alter in der Kindheit zu finden, erklärte X, in dem ein Kind etwas braucht, dies aber missverstanden wird, sodass es zu viel oder das Falsche erhält. Als Lösung hat X eine Übung parat: Ich müsse Zärtlichkeit (=Berührung) erlauben, sie genießen, aber mit meinem Mann eine Vereinbarung treffen, sodass ich aufhören kann, sobald es unangenehm wird. Das sollte im Laufe der Zeit dazu führen, dass ich Berührung wirklich mag und mehr und mehr davon vertrage, und am Ende würde ich dann zu einem normalen Gefühlsempfinden finden (auch betreffend Sex - ich weiß nicht, ob er das dazu sagte, aber es lag sicher irgendwie in der Luft). Die ersten Versuche gingen dann auch ganz gut. Mit der Option, Berührung jederzeit abbrechen zu können, fiel ein gewisser Druck weg, und sie wurde etwas angenehmer. Bald aber war Stillstand erreicht. Die wiederholten Fragen von X führten nur dazu, dass ich mich kontrolliert fühlte, und er schien mir ungehalten, weil ich keine weiteren Fortschritte machte. (Nach dem Ende der Therapie, als ich mich nicht mehr bemühen wollte, trat dann der Effekt ein, dass ich Berührung einige Zeit lang überhaupt nicht ertrug. Sie hatte Empfindungen zur Folge, als würden elektrische Ströme durch meinen Körper gejagt.)

In einem Traum wurde ich beinahe von einem Auto überfahren. X fragte, welche Bedeutung  Autos für mich in Träumen hätten. Ich sagte: Geschwindigkeit. Daraus zog er die Schlussfolgerung, ich könne nicht mein eigenes Tempo leben. (Das  wusste ich sowieso. Permanent lief mir die Zeit durch die Finger und/oder ich fühlte mich unter Druck gesetzt. Aber X hätte sich das groß und dick aufschreiben sollen! Da war er so großartig mit seinen Deutungen, aber wenn es ihm nicht in den Kram passte, sah es gleich ganz anders aus. Als ich ihn irgendwann im nächsten Jahr bat mir etwas mehr Zeit für meine Entwicklung zu lassen, hieß es doch glatt, ich würde mich nur vor der "Arbeit" drücken. Da sich letztlich herausstellte, dass das gar nicht meine Entwicklung gewesen wäre, sondern er mir seinen Willen aufdrückte, ist mir klar, dass er mir diese Zeit nicht lassen wollte, in der ich mich seinem Einfluss entzogen hätte.) 

Eines Tages fand X mich auch narzisstisch. Ich war verblüfft. Das war doch bisher für meinen Mann "reserviert". Aber ich erfuhr, das sind alle, die nicht genug Aufmerksamkeit oder nicht die richtige erhalten haben. Ich durfte nie gut genug sein, das zählt auch als Ursache von Narzissmus. (X gab damit praktisch zu, ebenfalls narzisstisch zu sein, nach dem, was er über seine Kindheit erwähnt hatte. Im übrigen finde ich diese ganze Einteilerei mittlerweile schrecklich. Der ist dies, und jener ist das, und jeden soll man in der Therapie angeblich anders behandeln, ich glaube das einfach nicht mehr. Es scheint mir eher die lange Ausbildungszeit zu rechtfertigen, dass der ausgebildete Therapeut dann in der Lage ist, jeden "in die richtige Schublade zu stecken".)

Ich hatte mich mal über eine kleine Aufmerksamkeit sehr gefreut und sprach darüber mit X. Er sagte, das sei gut, denn ich müsse lernen mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen - oder so ähnlich. Jedenfalls kam es so bei mir an, dass es erst mal notwendig sei zu "lernen" (???) sich über Kleinigkeiten zu freuen, damit ich dann irgendwann das große Glück erlebe. Ab dem Zeitpunkt konnte ich mich nicht mehr spontan über etwas freuen, weil ich darauf lauerte, ob ich mich auch freue, wenn es einen Anlass dazu gab, und ob ich da nun Fortschritte machen würde. Das heißt, ich konnte mich überhaupt nicht mehr freuen und hatte den Eindruck, Rückschritte statt Fortschritte zu machen. (Was so natürlich auch stimmt. Ich finde heute, dass X viel Unheil damit anrichtete, dass er mir sagte, was ich MÜSSE, so wie es vermutlich im Lehrbuch steht "Der Klient muss dazu gebracht werden .....". Aber das geht doch nicht, indem man ihm sagt, er müsse sich jetzt freuen können oder was auch immer.)

In einer Trance sollte ich meinen Kern finden. Wie wäre es, wenn all die beengenden Schichten weg wären? In meiner Vorstellung entstand eine Sonne im Inneren. Also fröhlich. Tanzen wäre toll, fröhliche Musik und tanzen. (So weit war das ja o.k. Irgendwo steckt sicher ein fröhlicher Kern in mir.) Wenn X nur nicht nach solchen Trance-Ergebnissen Schlussfolgerung gezogen hätte wie nun, dahingehend, dass ich die Erkenntnisse in die Realität umsetzen sollte! Mir Freunde suchen, ausgehen, vielleicht einen Tanzkurs belegen. Da ignorierte er meine Realität: meine Erschöpfung, meine kaputten Gelenke, die diversen Empfindlichkeiten. (Aber: Wenn eine Trance einen Hinweis darauf gab, dass ich Ruhe und Erholung brauchte, dann war da eine Blockade am Werk!)

Als sich ein Schnupfen ankündigte, machte X eine Trance-Sitzung mit der Geschichte vom trotzigen Berg. Sie soll nicht nur gegen Schnupfen, sondern auch gegen Vater-Einfluss helfen. Gegen den Schnupfen half sie jedenfalls nicht ....

Plötzlich kam die Thematik des Verzeihens zur Sprache. Ich sollte von Beschuldigungen zur echten Anklage übergehen, damit irgendwann das Verzeihen möglich sei. Bisher hatte ich den Eindruck gehabt, Verzeihen wäre das Falsche !!!! Auf Nachfrage korrigierte X sich etwas. Verzeihen: Erst mal soll durch Aufarbeiten ein Zustand erreicht werden, in dem die Vergangenheit nicht mehr belastet. Dann kann man entscheiden, ob man verzeiht in dem Sinne, dass man wieder "gut mit ihnen ist". Keinesfalls soll es zu der Einstellung kommen, als ob nichts gewesen wäre. Na schön, und wie ist das jetzt mit dem Aufarbeiten?  Es war Dezember, ich machte bereits ein Jahr lang Therapie, und wusste immer noch nicht, wie denn dieses ominöse "Aufarbeiten" gehen soll. Was wir dahingehend versucht haben, hat ja nicht funktioniert. X empfahl mir den "Brief an den Vater" von Franz Kafka zu lesen und dann auch einen solchen Brief zu schreiben. Doch das schaffte ich nicht, ich konnte mir noch nicht mal über die Anrede klar werden. "Lieber Vati" passte nicht mehr, und alles andere erschien mir zu gekünstelt.

X fand,  meine Aggression sei wie ein Tiger im Käfig. Ich verbrauchte zu viel Energie um sie gefangen zu halten. Ich lieferte die Erklärung, dass die Gitterstäbe meine Vernunft wäre. Es wäre ja auch nicht sinnvoll, den Tiger sozusagen rauszulassen und sich in Schwierigkeiten zu bringen. Abgesehen davon wusste ich gar nicht, wie ich meine Aggressionen rauslassen könnte, denn ich fühlte keine. X fragte, wann ich unvernünftig gewesen wäre. Nun ja, als ich Motorrad fuhr, das könnte man als Unvernunft auslegen. Das hatte aber auch Spaß gemacht. X fand, ich müsste dringend etwas tun, was Spaß macht, das würde mir Energie bringen. Er machte einige Vorschläge dazu, denen ich nichts abgewinnen konnte. (Das mochte vielleicht alles auf ihn zutreffen, aber nicht auf mich. Bei Erschöpfung abends ausgehen, sich in verrauchte Lokale begeben, sich Lärm aussetzen, das soll Spaß machen und Energie bringen? Und sich ein Kind ausborgen und mit ihm Geisterbahn fahren, nur weil ich in meiner Kindheit nie in der Geisterbahn war (und heilfroh darüber, dass ich da nicht rein musste)? Wie kam er auf die Idee, dass ich das nachholen wollte oder sollte?! Im Grunde ging er davon aus, dass das, was ihm gefiel und ihm vielleicht auch Energie brachte, auch mir Energie bringen müsste, und so wollte er es mir aufzwingen.) 

Wieder mal gab es wegen Ärger im Büro eine Trance zum Thema Jobsuche. Mein Unbewusstes kam mir schon wieder mit was anderem. Sitzkissen in einem Zelt aus orangen und gelben Stoffbahnen, sanft durchschimmerndes Sonnenlicht. Draußen Wüste, ich bin alleine, aber ich weiß, dass Menschen kommen werden. Ich sollte daraus Eigenschaften meines Traumberufs ableiten. Kein Zeitdruck, keine blöden Anordnungen. Ich soll es positiv ausdrücken, von wegen dem "nicht" und der Verneinung. Also Zeit, Ruhe. Nach einem Beruf sah das aber nicht aus. 

 

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