Hypno-Therapie - 3

Folgender Traum belastete mich seit vielen Jahren, obwohl ich ihn nur einmal hatte: In diesem befand ich mich im Probierraum in der Schneider-Werkstatt meiner Eltern (der Probierraum wurde nur benutzt, wenn Kundschaft zum Anprobieren kam). Das Fenster sprang auf und ich wurde zum Fenster und fast hinaus gesogen, konnte mich gerade noch am Rahmen festhalten. Meine Mutter kam und zog mich wieder hinein, der Sog schien auf sie nicht zu wirken. Mit Mühe konnte ich das Fenster schließen, doch ich fürchtete, dass es wieder aufgehen könnte. Meine Mutter ging trotzdem wieder. X meinte, der Traum könne für die Zeit vor der Geburt und nach dem Tod stehen. (Immer diese Interpretationen, ohne dass er erst mal auf die Suche nach anderen Gründen ging! Ich glaube nämlich, dass ich in diesen Probierraum als Kleinkind zum Schlafen gelegt wurde, abseits des Nähmaschinenlärms. Dieser Raum war mir auch später immer irgendwie unheimlich. Das offene Fenster, die Angst ins Nichts gezogen zu werden, das könnte auch die Angst des alleingelassenen kleinen Kindes sein - auch wenn ich in dem Traum als Jugendliche erschien - , die erst durch das Erscheinen der Mutter aufgelöst wird und mit ihrem Verschwinden wieder entsteht.) Ich sollte mir die Szene noch mal vorstellen und mich diesmal "hinaus" saugen lassen, er begleite mich dabei. So machten wir es und ich flog in meiner Vorstellung in der Dunkelheit draußen ganz selig herum. Damit sollte der Bann dieses Traums gebrochen sein, und tatsächlich belastete er mich nachher nicht mehr. 

Wieder einmal stand ich - mindestens 10 Minuten lang - vor verschlossener Türe. Diesmal war X nicht am Handy zu erreichen, auch sein Auto war nicht da. Ich ging von der Telefonzelle noch mal zurück zur Türe, läutete noch mal, nichts. Kaum war ich zurück im Büro, rief X mich an. Er sei da gewesen und hätte die Tür angelehnt gelassen (sie war aber bummfest zu), hätte mit der Versicherung telefoniert. Mein Läuten hätte er hören müssen, und der Hund hätte auch gebellt, wenn ich geläutet hätte. Dann sei er mit dem Hund hinuntergegangen, aber ich war nicht da (da war ich vielleicht gerade in der Telefonzelle). Sein letzter Patient wäre außerdem bis knapp vor 1 Uhr dagewesen. Ich war aber vor 1 Uhr da, und gesehen habe ich niemanden. Ich fragte mich, ob einer von uns verrückt wäre oder ob es Parallelwelten gibt, von denen sich eine gerade auf diese Welt verirrt hatte. (Ich habe, nachdem ich das Ereignis "verdaut" habe, dieses als unklärbaren Fall zur Seite gelegt. Nicht so X. Drei- oder vier Mal kam er darauf zurück und meinte nun endlich eine Erklärung gefunden zu haben. Ich konnte keiner etwas abgewinnen.)

Die Geschichte von Kasperl im Zauberschloss, gefangen durch Magie, hatte mich seinerzeit so erschüttert, dass eine Erinnerung daran geblieben war, allerdings nicht, wie Kasperl letztendlich wieder rauskommt. So gefangen kam ich mir auch oft vor. X stellte Fragen, mit denen ich nichts anfangen konnte, die nicht weiterhalfen. Mein Schloss oder ein fremdes? Wie sieht es aus? Als die Verbindung zu meinem Vater klar war: Wie wäre es, wenn ich die Meinung meines Vaters abschütteln könnte. Er vermutete überraschend eine Kastration meines Vaters.  Was hatte er nur immer mit dem Kastrieren?! Dass ich angeblich meinen Mann "kastriere", wie er das gelegentlich formulierte, das konnte ich  noch so halbwegs geistig nachvollziehen, aber als kleines Kind meinen Vater????

Dann der erste "richtige" Versuch der Kontaktaufnahme mit meiner Kindheit. Plötzlich sah ich mich als Kind vor meinem inneren Auge. Wie alt gerade? Ich schätzte 3 oder 4. Was mir fehlen würde? Ein trostloses Gefühl machte sich breit. Nun sollte ich mich als Erwachsene zu der Kleinen gesellen und sie fragen, ob wir nicht gemeinsam was anstellen könnten. Da stürzte ich in ein ganz schreckliches Gefühl, die Luft blieb mir weg, Würgen, Tränen, Flucht zurück in die Gegenwart. (Rückblickend denke ich: so ein Idiot! Zielsicher hat X eine völlig kontraproduktive Situation heraufbeschworen:  "Etwas anstellen" war genau das, was heftigste Missbilligung bei meinem Vater hervorgerufen hätte und somit schlicht und einfach "tödlich" war. Es wundert mich nicht, dass ich bei späteren Versuchen außerhalb dieser Therapie mein "inneres Kind"  nur mehr verstockt in einer Ecke sitzend visualisieren konnte, ganz und gar nicht gewillt, mit mir in Kontakt zu treten.  Und dann haben wir nicht mal ergründet, was da passiert war und warum - hatte X Angst, dass er einen Fehler zugeben müsse? Wie konnte ich bloß am Glauben festhalten,  X würde schon wissen, wie Therapie richtig geht, und mir einreden, es wäre Überraschung gewesen, die mich so erschreckt hatte.)

Ob die in den nächsten Tagen aufgetretenen stechenden Schmerzen in Knie und Schulter damit zu tun hatten? Oder mit dem bevorstehenden Osterfest mit der Familie? Es wurde ein noch größerer Albtraum als befürchtet. Aus dem ourchildhood-Forum, in dem ich mittlerweile schrieb, kamen Hinweise, dass mir der Kontakt mit meiner Familie nicht gut tut und ich den vielleicht abbrechen sollte. Später holte ich mir von X die "offizielle Erlaubnis" dafür.

Als ich beklagte, dass mir im Taiji-Kurs dauernd wer im Weg steht und sich nicht darum kümmert, dass er mich behindert, erfand X eine Trance-Geschichte zum Thema Respekt. Und ich bekam die Aufgabe, mich darauf zu konzentrieren, dass um mich herum ein Raum wäre, in den niemand eindringen darf. (Was im nächsten Taiji-Kurs nicht funktionerte. Aber im übernächsten, als ich wegen eines beruflichen Ärgernisses sehr "aufgeladen" war, kam mir niemand in die Quere. Da hatte ich mir aber gar keinen Raum vorgestellt.)

Einmal suchten wir nach dem  inneren Bild von mir. Ich beschloss eine Elfe zu sein, und Zauberkräfte wollte ich auch haben. Fantasierte so herum, was ich dann ändern würde. X fragte, was ich mit meinen Eltern täte. Nichts, ich möchte bloß, dass sie mich in Ruhe lassen. X war nicht zufrieden damit. Er meinte, sie hätten etwas Zorn verdient.

Um die Angst vor dem bevorstehenden Zahnarztbesuch zu mildern, gab X mir den Rat, ich solle mich auf etwas anderes konzentrieren und nicht "da" sein. Die Angst wäre außerdem gar nicht meine, ich hätte sie nur übernommen.  Wir machten - sehr erfolglos - Konzentrationsübungen. Natürlich konnte ich beim Zahnarzt nicht "nicht da sein". Ich muss doch aufpassen, was er tut. Und außerdem hatte ich Angst, wie immer. Ob meine oder nicht meine, was spielt das für eine Rolle. Ich habe außerdem genügend schlechte Erfahrungen für eigene Angst.

Einmal hatte X schlechte Laune, beklagte sich, er hätte den ganzen Vormittag Klienten gehabt, die auf der Suche nach dem inneren Kind wären, aber ohne Interesse, jemals zu einem Ende zu kommen. Da ich gerade eine von meiner Ärztin verordnete Entgiftungskur durchmachte, verwickelte er mich in Überlegungen, ob mein Amalgam-Problem überhaupt medizinisch nachweisbar und  meine derzeitige Entgiftung tatsächlich eine wäre. Das war der Punkt, wo ich mich weigerte, den inneren Heiler zu befragen. Stattdessen wollte ich wissen, wozu es gut sein soll, sich dahingehend zu hypnotisieren, dass eine Hand unempfindlich wird, so wie in dem Selbsthypnosebuch beschrieben, das er mir empfohlen hatte. X erklärte, wenn man das mal beherrsche, könne man es auf jeden Körperteil übertragen bzw. würde der ganze Körper dadurch unempfindlicher. (Erinnert sich noch jemand an die angebliche Abneigung von X gegen Autogenes Training? Das ist doch harmlos dagegen!)

Schon in einer der ersten Stunden wollte X auch was über meine Sexualität erfahren, und ich hatte  ihn gebeten, das auf später zu verschieben. Nun aber wollte er es wissen. In der Zeit vor meinem Mann, war da nichts? Er zeigte die Möglichkeit auf, dass ich gar keine sexuellen Bedürfnisse hätte, das komme vor, wenn es auch selten sei. Wenn er das schon in Betracht zog, wieso  kam er später zu dem Ergebnis, dass dies bei mir nicht der Fall sei? Weil meine gynäkologischen Probleme nach seiner Ansicht auf einen Missbrauch hinweisen, an den ich mich bloß nicht erinnere? Weil die Sexualerziehung durch meinen Vater so abstrus war? Aufgrund meiner Reaktionen auf die anzüglichen Bemerkungen, die er nun hin und wieder von sich gab? Das alles lässt doch keine Schlussfolgerung dahingehend zu, wie ich "von Natur aus" wäre!
Im weiteren Therapieverlauf wurden die Forderungen von X, mich "zu erforschen", herauszufinden, wie "es" mir Spaß macht und das auch zu tun, egal mit wem, immer drängender, bis er schließlich sogar so weit ging zu behaupten, dass sich all meine anderen Probleme dann fast von selbst lösen würde, wenn ich nur endlich meine "Sexualität in Ordnung bringe". Dummerweise habe ich ihm das geglaubt, und weil ja die Erfolge in der Therapie dünn gesät waren, erschien es mir irgendwie plausibel, dass ein gewichtiger Grund daran schuld sein müsse. Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen war, dass ich allmählich glaubte, ich müsse mir nur oft und fest vorstellen, wie ich sein möchte, dann würde ich mich auch dahingehend entwickeln. Schließlich konnte ich mir nicht jede Äußerung von X merken und aufschreiben, oft habe ich wohl nicht mal genau registriert, was mir so suggeriert wurde. Das ist ja auch unter anderem der Trick einer solchen Therapie.
Auch mein Mann kam nicht ungeschoren davon. Denn als ich endlich über Sexualität sprechen konnte (immerhin kann man das als Therapieerfolg werten), erfuhr ich von ihm, dass er gar kein Bedürfnis danach hätte. Aber das ging nun schon gar nicht! Statt zu erkennen (und anzuerkennen), dass sich da zwei Menschen gefunden hatten, die wunderbar zueinander passten, weil sie beide keinen Sex wollten, brachte X mich dazu zu glauben, dass mein Mann sich bloß was vormacht oder dass er seine Bedürfnisse bloß nicht erkennt, und auf jeden Fall musste auch bei ihm psychisch etwas passiert sein und er würde auch deswegen dringend eine Therapie brauchen. Das ging so weit, dass ich in einer gemeinsamen Stunde meinem Mann wegen seinem (lt. X) Zurückschrecken vor meiner Angst heftige Vorwürfe machte. (War das vielleicht ein Blödsinn! Aber X war sichtlich zufrieden.)

Betreffend der "Sexualerziehung" wollte ich gerne meine Erinnerungslücken schließen. Davon erhoffte ich mir dann auch eine "Heilung" oder Klarheit in Richtung Sexualität. Da aber meinte X, ich würde mir zu viel davon erwarten. (Jetzt auf einmal, bekam er etwa "kalte Füße"?)

 

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