Hypno-Therapie - 1 Erst im Dezember begann ich mit den Therapiestunden. In den Monaten zuvor hatte ich entdeckt, und es wurde mir auch von einem Spezialisten bestätigt, dass nach wie vor Quecksilber in meinem Körper sein Unwesen trieb. Die Entgiftungsbehandlung war jedoch fehlgeschlagen. Ich wollte nun in erster Linie Hilfe um mit dieser Situation fertig zu werden - doch das änderte sich bald. Praktisch zeitgleich mit der Psychotherapie hatte ich eine Ärztin gefunden, die mit Kinesiologie eine Reihe von Lebensmittelunverträglichkeiten austestete und mir eine strenge Diät verordnete. Verdauung und Stoffwechsel gerieten jetzt erst mal durcheinander, es ging mir sehr schlecht (obwohl ich natürlich auch diverse Nahrungsergänzungsmittel bekam, die die bestehenden Mangelerscheinungen beheben sollten). In der Psychotherapie erfuhr ich vom Einfluss der Kindheitstraumen auf psychische und körperliche Gesundheit. X empfahl mir "Das Drama des begabten Kindes" von Alice Miller. Nachdem ich dieses "verschlungen" hatte, besorgte ich mir alle weiteren Bücher von ihr. In den Therapiestunden geriet ich von einer Erkenntnis der Zusammenhänge in die nächste, es war ein richtiger Taumel, in meinem Kopf ging es rund. Als ich von der Situation bezüglich Trinken in meiner Kindheit erzählte, rief X aus, das sei ja wie im KZ. So viel "Mitgefühl" (heute habe ich den Verdacht, dass diese Art Reaktion gut gelernt war) überwältigte mich, auch wenn ich das ziemlich übertrieben fand. Mein erster Therapieerfolg war, dass ich mein Durstgefühl wahrnehmen konnte und nicht dauernd auf das Trinken vergaß. Am Ende der zweiten Therapiestunde sollte ich drei Wünsche an eine imaginäre Fee formulieren. Einer davon war, dass ich alles über mich erfahren wollte. Dies könnte durch die Therapie erreicht werden, sagte X. Wir einigten uns darauf, dass die Hypnose nur zu diesem Zweck eingesetzt werden sollte. Durch die Selbsterfahrung sollten sich auch gesundheitliche Besserungen einstellen. Ein bis drei Jahre könnte es dauern, so X. Ich vergaß fast auf meine Vergiftung und begann von einer wunderbaren Zukunft zu träumen. Laut meinen Tagebuchaufzeichnungen habe ich mich schon in dieser 2. Stunde über X geärgert, weil er mich nicht ausreden ließ, in eine andere Richtung drängte, und sich schließlich über ein Verhalten von mir lustig machte, das er als kindliche Trotzreaktion bezeichnete, ohne mir Klarheit darüber zu geben, ob das nun o.k. sei oder nicht. Weil ich nicht wusste, wie ich sein Verhalten einordnen solle, ging ich erst mal darüber hinweg. Außerdem wurde ich durch oben erwähnte Wünsche an die Fee "beruhigt". In der dritten Therapiestunde kam es zum ersten Hypnose-Versuch. Wegen meiner gesundheitlichen Probleme sollte ich Kontakt mit dem inneren Heiler aufnehmen. Ich konnte mir - mit etwas Mühe - diesen zwar bildlich vorstellen, doch mehr war nicht "drinnen". In den folgenden Monaten wurde mir immer wieder aus aktuellen Gründen diese Trance-Aufgabe gestellt, immer hatte ich den gleichen Misserfolg, mein innerer Heiler sprach nicht mit mir, beachtete mich manchmal gar nicht, sodass ich, als ich zum vierten Mal dazu aufgefordert wurde, mich weigerte. Bei diesem ersten Hypnose-Versuch machte mir sehr zu schaffen, dass ich mehr die Methode und meine Reaktionen darauf kontrollierte als mich in die Trance "fallen" zu lassen. So kam ich auf meine Selbstbeobachtungsgedanken zu sprechen. X nannte das Kontrollzwang. Ich sollte jedesmal, wenn mir Selbstbeobachtungsgedanken durch den Kopf gehen, mich auf einen Sinneseindruck konzentrieren. Das hat allerdings überhaupt nicht funktioniert und führte dazu, dass ich mich darüber ärgerte. Als ich von meinen schlechten Erfahrungen mit Autogenem Training berichtete, erzählte mir X, dass er dies und auch Positives Denken selbst früher gemacht habe, aber er sei davon wieder abgekommen. Da stülpe man sich nur etwas über, das nicht ist. Später mal stimmte er mir auch meinem schlechten Gefühl betreffend NLP zu, das könne ganz schön gefährlich werden. Es fühlte sich gut an, so vom Therapeuten bestätigt zu werden. X fand, ich bräuchte dringend ein Erfolgserlebnis, aber ich sollte mir etwas realistisch Machbares suchen. (Der Versuch am nächsten Tag wurde durch eine heftige Migräne verhindert.) In einer Stunde erzählte ich von einer kurzen Vision, die ich etwa ein Jahr zuvor hatte, von einem Gefangenen eines Indianerstammes, der nur gesund gepflegt wird um am Marterpfahl zu enden. X reagierte darauf zunächst (wunderbar ablenkend) mit seinen Erfahrungen betreffend Gesundheit und Hypnose und auch von anderen Klienten, natürlich ohne Namen zu nennen. (Diese "Methode" benutzte er die ganze Zeit über in der Therapie. Zu fast allem fanden sich positive oder negative Beispiele von anderen.) Er fragte mich, ob ich damals wütend darüber war, als meine Eltern mir mit einer Mandeloperation die Möglichkeit zum Kranksein nahmen. (Was für eine Frage! Ich war damals 6 Jahre alt und hatte bestimmt keine Ahnung von solchen Hintergründen! Ich konnte ja nicht mal merken, dass meine Eltern gar nicht an meinem Wohlergehen interessiert waren sondern daran, dass ich in der Schule nichts versäume!) Im weiteren Gespräch wurde deutlich, wie sehr ich mich davor fürchtete gesund zu werden, und X forderte mich auf, mir selbst zu versprechen, mich nicht unter Druck zu setzen, wenn ich gesund werden würde. Weiters riet er mir, mir als Hausaufgabe zu überlegen, welche Vorteile ich durch Krankheiten habe. Damit fing ich schon auf dem Nach-Hause-Weg an und bekam Halsschmerzen. Die waren am nächsten Tag so schlimm und hatten sich so ausgeweitet, dass ich nicht reden und kaum schlucken konnte. Dazu hatte ich etwas erhöhte Temperatur. Ich befolgte die Instruktion sich entsprechend zu verhalten, indem ich es mir mit einem Buch gemütlich machte. Zu Mittag war der Spuk wieder vorbei. Ich hatte das gute Gefühl, einem Geheimnis auf die Schliche gekommen zu sein. Ich lernte, dass das Unbewusste das "nicht" nicht wahrnimmt. ("Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten") Wenn ich nicht so werden will wie meine Mutter, habe ich eine Vorstellung davon, wie ich nicht sein möchte, und dadurch werde ich genau so. Besser wäre es, ein Bild zu entwickeln wie man sein möchte, und sich das vorzunehmen. (Wie war das gerade noch mit überstülpen????) Ich verstand das mit dem "nicht" nicht und fragte in der nächsten Stunde danach. Wenn ich sage, dass ich etwas nicht kann, und das Unbewusste würde das "nicht" nicht akzeptieren, dann müsste ich es doch können. X blieb mir eine vernünftige Antwort schuldig und wich aus. Wenn ich sage, ich könne etwas nicht, würde ich meist nicht wollen. Und Unmögliches sei eben unmöglich. Ich sollte meinem Vater die Botschaft, dass ich immer etwas Sinnvolles tun muss, zurückgeben, indem ich ihn mir in einem Stuhl gegenüber vorstelle und ihm dann diese Botschaft überreiche. Das konnte ich nicht, nicht mal meinen Vater richtig vorstellen, der Versuch wurde abgebrochen. Stattdessen sollte ich nun meinen Vater als Bild beschreiben. Ich erklärte ihn zur dunklen Gewitterwolke an meinem Kindheitshimmel. X hätte lieber einen Berg gehabt. Da entschloss ich mich zu einer Burg mit Zugbrücke, die hochgezogen wird, wenn ihm was nicht passt. (Was aber nur eventuell für die Zeit, als ich schon erwachsen war, stimmt. Für die Kindheit wäre eine Gewitterwolke passend gewesen. Warum konnte X diese nicht einfach akzeptieren?) Eine Erklärung von X: In der Therapie entsteht der seltsame Widerspruch, dass ich entspreche, wenn ich nicht versuche zu entsprechen. (Das habe ich als Richtlinie genommen und im weiteren Verlauf der Therapie versucht so weit nicht zu entsprechen, dass ich entspreche. Es wurde ein Balanceakt mit dem Ergebnis, dass ich nicht auf der Suche nach meinem Selbst war sondern nach der größtmöglichen Entsprechung. Das konnte ich aber zunächst nicht merken, weil ich dachte, X würde schon wissen, wie es richtig geht. Das dachte ich mir auch bei diversen Hinweisen, die meinen Ärger oder meine Verwirrung zu hilfreichen oder zumindest unumgänglichen Bestandteilen der Therapie erklärten.) Ich lernte eine "geführte Trance" kennen, die Teddy-Bären-Werkstatt-Geschichte. Es war angenehm, ich verlor bald den Faden und trat etwas weg. X vertrat die Ansicht, dass Aquaristik nur dazu gut ist sich mit anderen Menschen zu treffen und sich ev. wichtig zu machen. Die Belastung durch meine Aufgabe im Verband sollte ich versuchen loszuwerden oder zumindest zu reduzieren. Als ich kurz darauf wieder mal ein bisschen krank wurde, ausgerechnet vor einem entscheidenden Treffen, legte ich mich ins Bett und spielte in Gedanken durch, wie sich die Situation positiv entwickeln könnte. An dem Termin war ich halbwegs fit und schaffte es tatsächlich die Anwesenden zu überzeugen, dass mir jemand bei den anstehenden Aufgaben helfen müsse. Es fühlte sich nach einem erfolgreichen Ergebnis der Therapie an. X schien wirklich ein guter Therapeut zu sein. Als Angstzustände auftraten, erhielt ich den Rat, die Angst erst mal nur zu beobachten, wann sie auftritt und ob sich ev. Bilder, Farben, Töne, Gerüche etc. damit verbinden. Dann bekam ich noch einen "Vortrag" über die diversen psychischen Störungen zu hören, der mich eindeutig überforderte und zur Therapie an sich gar nicht beitrug. (Im weiteren Verlauf der Therapie kam es immer wieder zu solchen Erklärungen. Ich habe den Eindruck, dass X es nötig hatte sein theoretisches Wissen unter Beweis zu stellen.) |
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